Vom 1. bis 3. Juli 1863 hatte bei dem Städtchen Gettysburg in Pennsylvania die entscheidende Schlacht des Amerikanischen Bürgerkriegs stattgefunden. In ihr waren über 30.000 Soldaten der Nord- und der Südstaaten gefallen oder verwundet worden. Am 19. November 1863, mitten im noch andauernden Bürgerkrieg, wurde auf dem Schlachtfeld ein Soldatenfriedhof für rund 7.000 Gefallene eingeweiht. Der Hauptredner bei der Zeremonie war der Diplomat Edward Everett, der eine etwa zweistündige, heute weitgehend vergessene Ansprache hielt. Präsident Lincoln sollte anschließend als Ehrengast einige Grußworte sagen. In dieser nur zweieinhalb Minuten dauernden Ansprache legte Lincoln in sehr knapper und präziser Form die Gründe des Konflikts dar: In ihm müsse sich erweisen, ob eine „Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk“ dauerhaft bestehen könne. Dies war nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der ein demokratisch verfasster, großer Flächenstaat wie die USA weltgeschichtlich noch eine große Ausnahme war.

Getysburg-Adress

„Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation, in Freiheit gezeugt und dem Grundsatz geweiht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind.
Nun stehen wir in einem großen Bürgerkrieg, der eine Probe dafür ist, ob diese oder jede andere so gezeugte und solchen Grundsätzen geweihte Nation dauerhaft Bestand haben kann. Wir haben uns auf einem großen Schlachtfeld dieses Krieges versammelt. Wir sind gekommen, um einen Teil dieses Feldes jenen als letzte Ruhestätte zu weihen, die hier ihr Leben gaben, damit diese Nation leben möge. Es ist nur recht und billig, dass wir dies tun.
Doch in einem höheren Sinne können wir diesen Boden nicht weihen, können wir ihn nicht segnen, können wir ihn nicht heiligen. Die tapferen Männer, Lebende wie Tote, die hier kämpften, haben ihn weit mehr geweiht, als dass unsere schwachen Kräfte dem etwas hinzufügen oder etwas davon wegnehmen könnten. Die Welt wird wenig Notiz davon nehmen, noch sich lange an das erinnern, was wir hier sagen, aber sie kann niemals vergessen, was jene hier taten. Es ist vielmehr an uns, den Lebenden, das unvollendete Werk weiterzuführen, das diejenigen, die hier kämpften, so weit und so edelmütig vorangebracht haben. Es ist vielmehr an uns, der großen Aufgabe geweiht zu werden, die noch vor uns liegt – auf dass uns die edlen Toten mit wachsender Hingabe erfüllen für die Sache, der sie das höchste Maß an Hingabe erwiesen haben – auf dass wir hier feierlich beschließen, dass diese Toten nicht vergebens gestorben sein sollen – auf dass diese Nation, unter Gott, eine Wiedergeburt der Freiheit erleben soll – und auf dass die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk, nicht von der Erde verschwinden möge.“

 

Der exakte Wortlaut der Gettysburg Address ist nicht gesichert, da die Rede in verschiedenen, leicht voneinander abweichenden Versionen überliefert ist. Lincoln selbst hat fünf Abschriften von ihr angefertigt.

 

Quelle: Wikipedia

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