Ursachen des amerikanischen Bürgerkrieges

 

Wirtschaftliche Gründe der Sezzesion

 

 

Nicht die Sklavenfrage war der eigentliche Auslöser der Sezzesion. Während in den Nordstaaten die Industrialisierung und damit der steile Anstieg der Produktivität von Lohnarbeitern voranschritt, verblieb der Schwerpunkt der Wirtschaft der Südstaaten, besonders die des tiefen Südens, auf der Produktion billiger Rohstoffe, wo der Preisdruck die im Vergleich zur Lohnarbeit billigere Sklavenhaltung begünstigte. Somit bot der Norden Einwanderern bessere Arbeitsbedingungen, und der damals allgemein herrschende Arbeitskräftemangel trat im Süden verschärft zu Tage. Damit einher ging die Abhängigkeit des Südens von der Sklaverei.

 

Ein bereits seit langer Zeit bestehender Streitpunkt zwischen Nord und Süd war die Schutzzollpolitik des Bundes, die unter anderem zur bis dahin größten Verfassungskrise, der Nullifikationskrise von 1832/33, geführt hatte. In einigen Staaten des Nordens setzte sich als Folge der Wirtschaftskrise von 1857 wieder die Überzeugung durch, dass höhere Schutzzölle der heimischen Wirtschaft helfen könnten, die Krise zu überstehen. Ausdruck fand dieser Wunsch nach einer erneuerten Schutzzollpolitik im Parteiprogramm der Republikaner. Die Schutzzölle sollten vor allem billige Importe ausländischer Industriegüter verteuern und damit den Absatz der im Norden produzierten Industriegüter verbessern. Der agrarische Süden stellte jedoch kaum Industriegüter her, sondern musste diese entweder aus dem Ausland oder aus dem Norden importieren. Ein durch die Schutzzölle verursachter Preisanstieg hätte daher die Wirtschaft des Südens stark getroffen. Zusätzlich produzierte der Süden 1860 fast zwei Drittel aller Exporte und befürchtete, seine Absatzmärkte könnten ebensolche Zölle erheben. Trotz dieser gegensätzlichen wirtschaftlichen Interessen waren Norden und Süden für weiteres Wirtschaftswachstum aufeinander angewiesen. Was der Süden nicht exportierte, ging in den Norden; dieser versorgte die Bewohner der Südstaaten mit den Erzeugnissen aus industrieller Fertigung.

 

Im Norden und Süden hatten sich unterschiedliche Gesellschaften herausgebildet: Das Gros der Bevölkerung der Nordstaaten bestand aus Kleinbauern im Westen und Lohnarbeitern im Osten. Daneben gab es eine kleine Mittelschicht sowie wenige Alteingesessene und Neureiche der Oberschicht. Das öffentliche Bildungssystem war gut ausgebaut, da in der Industrie qualifizierte Werktätige benötigt wurden. Zugang zu den Hochschulen hatten jedoch meist nur Privilegierte.

 

Im Süden lebten verarmte weiße Tagelöhner und Bauern, eine kleine Mittelschicht aus Handwerkern und kleinen Plantagenbesitzern mit wenigen Sklaven, denen eine kleine, alteingesessene Oberschicht der großen Plantagenbesitzer gegenüberstand. Das öffentliche Bildungssystem blieb rudimentär, doch wurden die Angehörigen der Oberschicht an Privatschulen gut ausgebildet. Trotz der enormen Vermögensunterschiede kam es innerhalb der weißen Gesellschaft des Südens kaum zu Spannungen. Das Leitbild des Pflanzeraristokraten und das dagegen stehende Bild des Sklaven, der wegen seiner Hautfarbe – gleichgültig, wie tief der einzelne Weiße gesunken war – grundsätzlich weit unter einem Weißen stehe, ließ die Südstaatler geschlossen hinter der Institution Sklaverei stehen.

 

Quelle: Wikipedia

 

 

 

Politische Gründe

 

Die Gegensätze gehen auf die Staatsgründung der Vereinigten Staaten zurück. Die Sklaverei wurde durch die Verfassung dort geschützt, wo sie bereits existierte. Wegen der Regelung, dass die Anzahl der Abgeordneten eines Bundesstaates zum Repräsentantenhaus von der Bevölkerungszahl abhing – Sklaven wurden zu drei Fünfteln auf die Bevölkerungszahl angerechnet – war der Einfluss der stimmberechtigten Bevölkerung der Südstaaten größer als derjenige der Nordstaatler.

 

Das schwierige Gleichgewicht beider Seiten geriet immer wieder in Gefahr, wenn ein neuer Staat der Union beitrat. Als 1820 Missouri und Maine in die Union aufgenommen werden sollten, einigten sich die Abgeordneten auf den Missouri-Kompromiss. Danach sollte die Sklaverei in allen neuen Staaten südlich der Missouri-Kompromiss-Linie erlaubt, nördlich davon mit Ausnahme Missouris jedoch prinzipiell verboten sein. Für die Gebiete östlich des Mississippi galt weiterhin die Trennung in Nord- und Südstaaten beiderseits der Mason-Dixon-Linie. Thomas Jefferson befürchtete, die Teilung des Landes durch die Missouri-Kompromiss-Linie könnte zur Zerstörung der Union führen.

 

Das Gleichgewicht, das der Missouri-Kompromiss hergestellt hatte, wurde durch die großen Gebietsgewinne der USA im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg 1848 erneut in Gefahr gebracht. Kalifornien trat der Union 1850 als Staat ohne Sklaverei (free state) bei. Dies brachte den sklavereifreien Staaten nicht nur eine Mehrheit von 32 zu 30 Stimmen im Senat, sondern schob auch der Ausdehnung der Sklaverei bis zum Pazifik einen Riegel vor. Im Kompromiss von 1850 brachte Senator Henry Clay aus Kentucky noch einmal einen Ausgleich zustande: Im übrigen Territorium, das Mexiko im Vertrag von Guadalupe Hidalgo abgetreten hatte (die späteren Staaten New Mexico und Arizona), sollte die Sklaverei erlaubt sein. Überdies verpflichtete der Fugitive Slave Act die Behörden der Nordstaaten, entflohene Sklaven in den Süden zu überstellen. Im Gegenzug wiederum wurde der Sklavenhandel im District of Columbia verboten.

 

Der Konflikt spitzte sich erneut zu, als absehbar wurde, dass im Süden nur noch Florida, im Norden jedoch drei weitere Staaten der Union beitreten würden. Als die Mehrheit des Kongresses 1854 mit dem Kansas-Nebraska-Gesetz den Missouri-Kompromiss aufhob, schaukelte sich der Konflikt hoch. Immer häufiger kam es zu Ereignissen, die die Nation in Nord und Süd polarisierten. Dazu gehörten vor allem der offene Bürgerkrieg in Kansas, das Aufsehen erregende Dred-Scott-Urteil des Obersten Bundesgerichts von 1857, nach dem Schwarze keine „Rechte hätten, die der weiße Mensch respektieren müsste“, und der Versuch des Abolitionisten John Brown, im Jahr 1859 durch einen Überfall auf ein Depot des Heeres in Harpers Ferry einen Sklavenaufstand auszulösen.

 

Aus Sicht des Südens ging es in dem Konflikt nicht primär um die Sklavenfrage, sondern um die Rechte der Einzelstaaten gegenüber dem Bund. Verfechter der Sezession vertraten die These, die Einzelstaaten hätten mit dem Beitritt zur Union nicht ihre Souveränität aufgegeben und könnten die USA daher jederzeit wieder verlassen. Zudem dürfe die Union keinem Einzelstaat ein bestimmtes Gesellschaftssystem vorschreiben. Ein Einzelstaat habe daher das Recht, ein gegen seine Interessen verstoßendes Bundesgesetz auf seinem Gebiet zu annullieren (Nullifikationsdoktrin). Hätte dies nicht schon bei der Gründung der Union gegolten, die in der Verfassung von 1787 das Eigentumsrecht auf Sklaven ausdrücklich garantierte, wären die Südstaaten ihr niemals beigetreten. Nach Meinung der Südstaaten verstießen demnach die Nordstaaten mit den Angriffen auf die Sklaverei und mit sonstigen Eingriffen in die Gesetze der Einzelstaaten fortlaufend gegen den Geist der Verfassung und gefährdeten so den Bestand der Union. Denn verweigere der Bund die Nullifikationsdoktrin, so bliebe dem Staat als legitimer Ausweg die Sezession.

 

Dem hielten die Unionisten in den Nordstaaten entgegen, dass ein demokratisches Gemeinwesen grundsätzlich nur dann Bestand haben könne, wenn das Prinzip der Mehrheitsentscheidung gelte: Es stehe der Minderheit nicht zu, im Falle einer auf demokratischem Wege getroffenen Entscheidung, die nicht in ihrem Sinne sei, die Loyalität zum Gemeinwesen aufzukündigen. Denn ein derartiges Vorgehen würde eine Demokratie letztlich unmöglich machen, da die Minderheit auf diese Weise stets die Akzeptanz des Mehrheitswillens verweigern und mit einer Sezession drohen könne. Ein solches Recht auf Sezession bestehe in einer Demokratie daher nicht. Indem die Südstaaten für den Fall, dass die Sklaverei beschränkt oder ein ihnen nicht genehmer US-Präsident gewählt werden sollte, mit dem Austritt aus den Vereinigten Staaten drohten, gefährdeten sie daher die amerikanische Demokratie als solche. Dieser Gedanke lag auch Lincolns berühmter Gettysburg Address zugrunde, in der er zwei Jahre nach Kriegsausbruch forderte, „dass die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk, nicht von der Erde verschwinden möge.“

 

Indem die Südstaatler und Sezessionisten die Souveränität bei den Einzelstaaten, die Unionisten im Norden hingegen auf der Ebene des Bundes verorteten, wurde deutlich, dass über den Charakter der USA Uneinigkeit bestand: Handelte es sich eher um einen Staatenbund, aus dem man austreten konnte, oder um einen Bundesstaat, bei dem dies nicht möglich war? Erst der Ausgang des Sezessionskrieges entschied diesen Streit zugunsten der Unionisten und definierte die USA als Bundesstaat.

 

Die unionistischen Politiker des Nordens vertraten deswegen die Position, es gehe nicht um die Sklaverei, sondern um die Demokratie und den Erhalt der Vereinigten Staaten. Tatsächlich gab es in den Nordstaaten keine Mehrheit für die Abschaffung der Sklaverei. Die Abolitionisten blieben selbst während des Krieges in der Minderheit. Auch Abraham Lincoln, der Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei für das Wahljahr 1860, trat nicht etwa für die sofortige Abschaffung der Sklaverei ein, sondern nur für ihre Beschränkung auf die Staaten, in denen sie bereits existierte. Wie weit die Polarisierung damals bereits fortgeschritten war, zeigt sich daran, dass Lincoln in zehn Südstaaten nicht einmal auf den Wahlzetteln stand.

 

Beide Seiten verneinten später, dass die Sklavereifrage der Grund für den Ausbruch des Bürgerkriegs gewesen sei. Aber an ihr hatten sich tiefer gehende politische und wirtschaftliche Streitigkeiten zwischen den Nord- und Südstaaten immer wieder neu entzündet. Der Historiker James M. McPherson weist außerdem darauf hin, dass die Sklaverei gerade auch eng mit dem Argument der „Rechte der Einzelstaaten“ verknüpft war. Die states’ rights seien immer mehr ein Mittel zum Zweck als ein eigentliches Prinzip gewesen, und nach Ende der Nullifikationskrise war dieser Zweck vor allem die Erhaltung der Sklaverei.

 

Die Frage, ob die Sklaverei aus wirtschaftlichen Gründen grundsätzlich zulässig sein oder aus moralisch-religiösen Gründen allmählich abgeschafft werden sollte, sorgte dauerhaft und in zunehmendem Maß für Konfliktstoff. Dies zeigte sich besonders drastisch 1858 in Kansas, wo Befürworter der Sklaverei ein Massaker an ihren Gegnern, den Abolitionisten, verübten und 1859 in John Browns Überfall auf Harpers Ferry.

 

Quelle: Wikipedia

 

Am 22. August 1862 schrieb Lincoln in einem offenen Brief an die New York Tribune, die Zeitung des bekannten New Yorker Abolitionisten Horace Greeley:

„Mein oberstes Ziel in diesem Krieg ist es, die Union zu retten; es ist nicht, die Sklaverei zu retten oder zu zerstören. Könnte ich die Union retten, ohne auch nur einen Sklaven zu befreien, so würde ich es tun; könnte ich sie retten, indem ich alle Sklaven befreite, so würde ich es tun; und könnte ich die Union retten, indem ich einige Sklaven befreite und andere nicht, so würde ich auch das tun. Alles, was ich in Bezug auf die Sklaverei und die Schwarzen tue, geschieht, weil ich glaube, dass es hilft, die Union zu retten.“

Kontakt

Wolfgang Jung

MAIL: us.civil-war-hobbyisten@gmx.de

Facebook:    Colonel Wallace O'Boyle